Zu wem gehört dieser Schuh?
Um zu vermeiden, dass die Konferenz-Teilnehmer nur auf ihren Intellekt reduziert werden, wollen wir auch deren Modebewusstsein würdigen. Wer ist der Mann mit der weißen Hose?
Um zu vermeiden, dass die Konferenz-Teilnehmer nur auf ihren Intellekt reduziert werden, wollen wir auch deren Modebewusstsein würdigen. Wer ist der Mann mit der weißen Hose?
Am Samstagabend wehte bei der Konferenz lyrischer Wind. Christian Lehnert, evangelischer Pfarrer und Dichter, las Gedichte aus seinem zuletzt erschienenen Gedichtband „Windzüge“ (Suhrkamp Verlag) vor. Das Gespräch führte Sebastian Kleinschmidt, ehemaliger Leiter des Magazins „Sinn und Form“. Auf die Frage hin, ob Dichtung auch mit Wachstumsdenken zu tun habe, gab es von Christian Lehnert ein entschiedenes „Nein“. Beim Dichten gebe es den Moment davor und danach – es gebe nicht unbedingt „mehr“ und „besser“, auch wenn man sich als Poet natürlich weiterentwickeln könne. „Fortschritt“ kenne die Kunst nicht. Ein erfrischender Ausflug in die lyrische Welt, eine Bejahung des „l’art pour l’art“, fernab von Maximierung und Aktien.
Um zu vermeiden, dass die Konferenz-Teilnehmer nur auf ihren Intellekt reduziert werden, wollen wir auch deren Modebewusstsein würdigen. Wer ist wohl dieser Karohosen-Träger?
teamGLOBAL mit dem Workshop „Bruttoinlandsglück“ beim Campus
Zwei Dutzend Menschen, jung und alt, stehen im Kreis vor einer Wand, die mit „Ihr aber glaubet“-Plakaten tapeziert ist. Ihre Augen sind geschlossen, einige lächeln unsicher vor sich hin. Eigentlich müsste ich mich da jetzt auch einreihen. Auf den Blog soll nämlich ein „wahnsinnig subjektiver, eindruckslastiger Text“ über den Campusbeitrag des Jugendnetzwerks teamGLOBAL… Ist ja gut, ich mach‘ mit. Aufgestanden. Eingereiht. Augen zu.
Wie der junge Mann links von mir und die ältere Frau rechts von mir, warte ich jetzt darauf, dass ich an der linken Schulter berührt werde. Dann nämlich darf man seine Augen öffnen, kurz schauen, was der Nachbar von links einem vortanzt, und es ihm dann gleich machen, indem man sich an den Nachbar an der Rechten wendet. Die Augen noch immer geschlossen, höre ich in kurzen Abständen Fußgetrappel; mal schwerer, mal leichter. Ich überlege, wie die Bewegung dazu aussehen könnte: Hampelmann? Pferdchensprünge?
Julika Bickel, Sarah Pepin und Claudia Reinhard über echte Empörung auf dem Campus, Ablass im Betstuhl und einen Popökonomen mit Gespür für sensible Themen.
Christian Lehnert ist Lyriker – und evangelischer Pfarrer. Bei „Ihr aber glaubet“ ist er der Mann, der „eine andere Temperatur“, „eine andere Sprache“ in die Konferenz einbringen soll, wie Kurator Dirk Pilz sagt. Zum Ausklang des zweiten Tages liest Lehnert heute aus seinem neuen Gedichtband „Windzüge“. Vorab eines der Gedichte der Lesung, mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlages: (mehr …)
Erschrockene Blicke, ungläubige Ausrufe und das dringende Bedürfnis, seinem Treiben Einhalt zu gebieten. Performance-Artist Damian Weber hat mit seiner „Fresh Dumpsterd Performance“ starke Reaktionen auf dem Konferenz-Campus ausgelöst. Der Grund? Verschwendung von Lebensmitteln? Der offensichtliche Hinweis auf Missverhältnisse in unserer Lebensmittelindustrie? Nein. Schlimmer. Damian Weber hat Geld weggeschmissen! Bare Münzen – ohne Vorwarnung. Er hatte sie vorher von den Besuchern bekommen, im Tausch gegen containerte, also aus dem Müll gefischte Lebensmittel. Für Pfennigbeträge bot er seine Waren an – lehnte man ab, wanderten sie in den Müll, kaufte man etwas, flog das Geld im hohen Bogen hinterher. Zu sehen, wie noch gute Lebensmittel weggeschmissen werden, tut weh, zu hören, dass in der Finanzkrise Hunderte Milliarden Euro „verbrannt“ sind, löst abstraktes Unbehagen aus, aber dabei zu sein, wenn Geld tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken im Müll abgeladen wird, ist eindeutig zu viel für uns.
Impressionen vom Eröffnungsabend. Nach einem unterhaltsamen Vortrag von Tomáš Sedláček und rauschhafter Kontrabassflötenmusik haben die Konferenz-Teilnehmer sich Gesprächen und Alltagsdrogen gewidmet:
Fast schon Theater: „Wachstum als ökonomische Performance“ beim Campus
Freitagmittag, 13 Uhr. Neben dem Schauspiel Köln steht ein stickiger Blech-Container. Ein junger Mann, das weiße Hemd vorne aus der Hose raushängend, tritt vor das Publikum. Er ist der Solodarsteller im theatralen Beitrag „Wachstum als ökonomische Performance” zum Campus von „Ihr aber glaubet“. Später wird er im schicken Anzug dastehen. Eine Wandlung vom lockeren VWL-Studenten zum normierten Volkswirtschaftler.
Warum ist die Wirtschaft so, wie sie ist? So monokulturell, mathematisch? Davon handelt diese Performance. Der Held dieser Bühnenerzählung wird schon früh in seinem VWL-Studium mit dem Einführungswerk von Mankiw, der „Bibel“ der Ökonomen, wie es heißt, traktiert. Die „Bibel“ lehrt Modelle, nicht Weltwissen. Je mehr sich der Student dem herrschenden Diskurs anpasst, umso adretter und biederer sein Look. Das Hemd ist mittlerweile in der Hose, die Krawatte hat er auch an. Sein Diskurs verändert sich, der Duktus wird steifer. Der Mann fängt an über Nutzen-Maximierung und Individualisierung zu reden. Er filmt sich dabei. Bald verschwindet er ganz im Film – als Abziehbild eines konformen Ökonomen. Im Final tritt sein altes Ich dem TV-Bild gegenüber, um das Gedankenvakuum zu durchbrechen und die Kritik am Standarddiskurs der Ökonomie ins Publikumsgespräch zu überführen. (mehr …)
Die Audio-Collage „Der Lebenswert“ eröffnete den Campus
Sind Sie austauschbar? Könnten Sie sich vorstellen, in einem anderen System zu leben? Denken Sie, dass dieses Wirtschaftswachstumsding ewig so weitergeht? Was macht das Leben lebenswert? (mehr …)
Unternehmensberater Mohammad Zaid El-Mogaddedi über die Prinzipien des Islamic Banking
Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein Auto kaufen. Einen richtig schicken Neuwagen. Tja, aber Ihr Geld reicht nicht. Was also tun? Die Lösung: Ein Kauf auf Raten. Also auf zur Bank und einen Kredit aufnehmen! Oder doch nicht? Warum nicht ein Ratenkauf nach islamischen Prinzipien?
Der Begriff „Islamic Banking“ hört sich erstmal so an, als sei das ein Modell, das sich ausschließlich an Muslime richtet. Das stimmt aber nicht: Das islamische Finanzkonzept ist auch für Nicht-Muslime interessant. Denn bei Islamic Finance geht es nicht um Religiosität, sondern um ethische Prinzipien des Geldverkehrs. (mehr …)