Workshops

Samstag, 13. Juni

Woran glaubt die Wirtschaft?
10-11.45 Uhr
Die Wirtschaftswissenschaft sieht ihre Aufgabe darin, die Gesetzmäßigkeiten für eine effiziente Verteilung knapper Güter zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zu untersuchen. Schon diese einfache Definition unterstellt bestimmte Annahmen als gegeben. Denn wenn man fragt, warum Güter knapp sind, warum es gilt, sie effizient zu verteilen und welcher Art die unterstellten menschlichen Bedürfnisse sind, wird der ihrem Wissenssystem zugrundeliegende Glauben der Ökonomen in Ansätzen sichtbar. Aber nicht nur die Reflexion über die Wirtschaft, auch ihre Praxis lässt sich als Glaubensvollzug verstehen. Kreditgeber werden als Gläubiger bezeichnet; sie glauben, dass sie in Zukunft mehr bekommen als sie gegeben haben. Das Rechnen mit dem Unverfügbaren der Zukunft ist die spezifisch kapitalistische Transzendenzerfahrung. Der Workshop thematisiert die Formen des Glaubens in der Wirtschaft.

Christoph Fleischmann studierte evangelische Theologie und arbeitet seit 2003 als freiberuflicher Journalist und Moderator, überwiegend für den ARD-Hörfunk. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind die verschiedenen Schnittmengen zwischen Wirtschaft und Religion. 2010 erschien sein Buch „Gewinn in alle Ewigkeit. Kapitalismus als Religion“.

 

Wie geht Dialog der Religionen?
12-13.45 Uhr
Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben gehört die Gestaltung des Dialogs der Religionen. Dabei kommt es vor allem darauf an, voneinander zu lernen und die Unterschiede wertzuschätzen statt sie beseitigen zu wollen. In Berlin entsteht in diesem Sinne auf dem Petriplatz, dem historischen Gründungsort der Stadt, ein Bet- und Lehrhaus (House of One), das unter einem gemeinsamen Dach eine Synagoge, eine Moschee, eine Kirche und einen Begegnungsraum vereint. Im Workshop werden anhand dieses weltweit viel diskutierten Vorhabens die Schwierigkeiten und Chancen des interreligiösen Dialogs vorgestellt. Dabei wird auch auf die zentralen theologischen und gesellschaftlichen Streifragen eingegangen, die sich mit einem solchen Bet- und Lehrhaus stellen.

Roland Stolte arbeitet als Theologe in der evangelischen Kirchgemeinde St. Marien – St. Petri in Berlin. Als einer der Initiatoren und als Vorstandsmitglied des Trägervereins ist er einer der wichtigsten Akteure des Bet- und Lehrhauses („House of One“).

 

Was ist Wachstum?
14.30-16.15 Uhr
Wenn „die Wirtschaft“ wächst, wachsen heute ausschließlich monetäre Größen. Doch das ist weder der Sinn noch das Ziel des Wirtschaftens. Geld ist nur das Mittel. Und wenn die Mittel endlos wachsen, zerstören wir den Planeten, ohne dem Ziel näher zu kommen. Das gegenwärtige Geld- und Wirtschaftssystem ist nicht nachhaltig, undemokratisch und ungerecht. Der Workshop schildert deshalb, wie Bürger mittels eines kommunalen Geldkonvents eigenverantwortlich und kooperativ die Gestaltung einer neuen Geldordnung in Angriff nehmen können, um so zu einem sowohl gerechteren als auch stabileren und nachhaltigeren Geldsystem zu kommen. Im Workshop wird erörtert, wie man einen kommunalen Geldkonvent organisiert. Dabei sollen auch die grundlegenden Prinzipien und Ziele einer Gemeinwohlökonomie diskutiert werden.

Christian Felber ist einer der prominentesten deutschsprachigen Globalisierungskritiker. Er ist Gründungsmitglied von Attac Österreich, Initiator des Projektes „Bank für Gemeinwohl“ und Entwickler des alternativen Wirtschaftssystems „Gemeinwohl-Ökonomie“. Zuletzt erschien sein Bestseller „Geld. Die neuen Spielregeln“.

 

Sonntag, 14. Juni

Woran glauben Christen?
10-11.45 Uhr
Im Zentrum des christlichen Glaubens steht eine lebendige Person: Jesus Christus. Er ging den außergewöhnlichen Weg eines totalen Vertrauens auf Gottes vorbehaltlose Güte und einer ebenso totalen Güte in der Begegnung mit anderen. Für Christen ist er der Schlüssel zum Verständnis der Welt und zur Orientierung in ihr. Die Lehre von der Trinität – der Dreieinigkeit von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist – scheint dagegen vielen abstrakt und erratisch. Doch sie versucht zu verstehen, wie ein Mensch so sein konnte, so vorbehaltlos liebend und damit so durchsichtig auf Gott, und was es für den Glauben an Gott bedeutet, wenn er wirklich ist, wie Jesus war. Der Workshop erläutert diese Zusammenhänge anhand von Texten und Bildern aus der christlichen Tradition. Kritisch gegenüber einer Auffassung der Trinitätslehre als Alleinstellungsmerkmal des Christentums wird zugleich thematisiert, wo andere Religionen Anknüpfungspunkte für den Trinitätsglauben bieten.

Christine Büchner ist  Professorin für katholische Theologie und Leiterin des 2014 gegründeten Instituts für Katholische Theologie an der Universität Hamburg. Sie gehört zu den wesentlichen Stimmen einer neuen Gegenwartstheologie der Gabe. Zu ihren bekanntesten Büchern zählt der mit dem Schriftsteller Andreas Maier verfasste Essay „Bullau. Versuch über Natur“ und ihre Biographie über Hildegard von Bingen.

 

Woran glauben Juden?
12-13.45 Uhr
Die Geschichten und Bilder des Alten Testaments waren eine zentrale Referenz für das Entstehen von Christentum und Islam und über Jahrhunderte eine fruchtbare Inspirationsquelle für Literaten und Künstler aller Religionen – und sind es noch immer. Kern des Workshops bilden einige zentrale biblische Episoden, die gemeinsam gelesen und betrachtet werden. Daneben sollen einige kurze Texte israelischer und jüdischer Autoren gestellt werden, die – jeder auf seine/ihre originelle Art und Weise – die gleichen Episoden aus der heutigen Sicht neu darstellen und interpretieren. Alle Texte, die im Verlauf des Workshops an die TeilnehmerInnen ausgeteilt werden, sind in deutscher Sprache. Hebräischkenntnisse sind nicht notwendig.

Anat Feinberg, geboren in Tel Aviv, ist eine der renommiertesten Kennerinnen der hebräischen Gegenwartsliteratur. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich zudem mit der jüngeren jüdischen Kultur- und Theatergeschichte. Sie ist Professorin für hebräische und jüdische Literatur an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.

 

Woran glauben Moslems?
14.30 – 16.15 Uhr
Offenbarung ist einer der wesentlichen Begriffe für den muslimischen Glauben. Der Inbegriff der Offenbarung ist dabei der Koran. Durch seine Herabsendung auf den Propheten Muhammad gilt das so geoffenbarte Wort Gottes als ewig und ungeschaffen. Was folgt daraus für die Lektüre des Koran? Welchen Stellenwert hat auf diese Weise das Wort Gottes im Glaubensleben? Und wie ist das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung zu verstehen? Im Workshop werden einige zentrale Suren gemeinsam gelesen. Auf dieser Grundlage soll dargestellt werden, welche Rollen der Koran und der Prophet Muhammad für einen modernen Islam spielen. In diesem Zusammenhang werden auch die fünf Säulen des Islam diskutiert.

Hureyre Kam ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Kollegiat im Graduiertenkolleg „Islamische Theologie“ der Mercator-Stiftung. In seinen Schriften setzt er sich mit dem Offenbarungs- und Koranverständnis im Islam auseinander und findet dabei neue Denkansätze, die zu den innovativsten innerhalb der islamischen Theologie der Gegenwart gehören.

 

Die Teilnahme an den Workshops im Rahmen der Konferenz setzt eine Anmeldung voraus.
Bitte melden Sie sich bis zum 09.06.2015 an. Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt.

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