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„Ich will die Wahrheit lieber pur“

Veröffentlicht am 12. Juni 2015 um 23:59 von Julika Bickel

Die Audio-Collage „Der Lebenswert“ eröffnete den Campus

von links: Waldemar Rompczyk, Myriam Kaskel und Sebastian Stützer
von links: Waldemar Rompczyk, Myriam Kaskel und Sebastian Stützer

Sind Sie austauschbar? Könnten Sie sich vorstellen, in einem anderen System zu leben? Denken Sie, dass dieses Wirtschaftswachstumsding ewig so weitergeht? Was macht das Leben lebenswert?

Solche und ähnliche Fragen stellten die drei Campusteilnehmer Myriam Kaskel, Sebastian Stützer und Waldemar Rompczyk für ihr Projekt „Der Lebenswert“ Leuten in Erfurt. Die Grundidee dahinter war, so Kaskel, neben all den Experten, deren Ansichten auf der Konferenz im Fokus stehen, auch „normale Menschen wie du und ich“ zu Wort kommen zu lassen. Ganz so leicht sei es nicht gewesen, überhaupt Gesprächspartner zu finden. Die meisten Interviewten kamen letztlich aus dem entfernten Bekanntenkreis und seien politisch „eher links-liberal“ orientiert gewesen.

Präsentiert haben sie die Interview-Antworten als eine Audio-Collage. Der eine erzählte von seiner Mutter, die als Köchin nur sehr wenig verdient. Ein anderer regte sich auf: Kaum hätte er sich eine neue Kamera gekauft, gäbe es schon wieder ein neueres Modell. Sie sprachen über Ausbeutung und kritisierten „das System“. Sie vertraten ihre Meinung über den Wert sowie die Bedeutung von Arbeit, über die Rolle von Wirtschaft und Religion. Schade war, dass der Ton qualitativ nicht sehr hochwertig war: Es zischte, knackte und rauschte. Den Antworten hatten sie eine esoterisch angehauchte Entspannungsmusik hinterlegt, die zwar schön, aber unpassend war. „Ich will die Wahrheit lieber pur“, kam prompt Gegenwind aus dem Publikum.

Toll hingegen war, wie die Referenten das Publikum miteinbezogen haben. Sie kommentierten die Antworten nicht nur selbst, sondern fragten auch die Zuhörer, was bei ihnen hängen geblieben ist und welche eigenen Gedanken sie dazu hätten. Einer meinte, es gäbe auch eine positive Form von Wachstum, nämlich die geistige und persönliche. Dem stimmten alle zu. Die Interaktion mit dem Publikum haben sie mitgeschnitten: Die entstandene Audio-Aufnahme wollen sie für ein Radio-Feature verwenden.

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